Der Begriff Teilleistungsstörung
bezeichnet Lern- und Entwicklungsstörungen , die als Folge
von Wahrnehmungs-, bzw. zentral bedingten Informationsverarbeitungsstörungen
auftreten und sich auf die Gesamtentwicklung der Kinder in Form
von Enwicklungsverzögerungen, Schulleistungsproblemen,
emotionalen und sozialen Anpassungsproblemen auswirken können.
Das
bevorzugte Alter, in dem Teilleistungsstörsdungen erkannt
werden ist das Schulalter, eine Lebensphase, in der die Teilleistungsschwäche
als Symptom, und zwar als Lern- und oder Verhaltensstörung
in Erscheinung tritt.
Im Allgemeinen fallen Kinder mit Teilleistungsschwächen
bereits im Kindergarten oft noch früher auf. Deshalb
sollte man schon im Kindergartenalter, wenn noch keine gezielten
Leistungen gefordert werden, auf Verzögerungen in der
Entwicklung oder Schwächen genauestens achten.
Auffälligkeiten im Kleinkindalter:
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spätes Sprechen
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der Satzbau ist ungeordnet bzw. unvollständig
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Buchstaben oder Silben werden vertauscht
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meldet sich zu Wort, weiß aber nicht, was es sagen wollte
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Krabbelphase ausgelassen oder nur verkürzte Krabbelphase
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spätes Laufen
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gehäuftes Hinfallen (Unfallkind)
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sehr ruhig oder motorisch sehr unruhig
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sehr schreckhaft auf laute Geräusche reagieren
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als Säugling viel geweint
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kein Spiel wird zu Ende gebracht
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Gegenstände und Personen werden nicht gut erkannt
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mag nicht gerne berührt werden
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in vielen Situationen gesteigerte Erregbarkeit oder Zurückhaltung
und Schüchternheit
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Auffälligkeiten im Kindergartenalter:
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braucht sehr lange um sich aus- und anzuziehen
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schließen und öffnen von Reisverschlüssen,
Knöpfen und das Binden von Schleifen bereitet oft Schwierigkeiten
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Angst vor dem Klettern, Springen, Drehen, Rutschen oder es
bekommt nie genug davon
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Die Bewegungen wirken ungeschickt, stolpert leicht, fällt
oft hin oder läuft gegen sichtbare Hindernisse
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Sprachauffälligkeiten (siehe Kasten oben Kleinkindalter)
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kann nicht zeichnen oder nur sehr einfach
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kann nicht sitzen bleiben
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die Kraft in den Armen, Händen und Fingern ist zu stark
oder zu schwach oder kann nicht dosiert werden
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durch ungeschickte Bewegungen wird oft die Arbeit zerstört
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vermeidet gewisse Spiele wie Memory, Puzzle etc.
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Spiele werden immer wieder unterbrochen
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merkt sich keine Gedichte und Lieder
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macht immer den Kasperl oder reagiert aggressiv, wenn gewisse
Anforderungen gestellt werden
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kleine Missgeschicke passieren häufig (z.B. Essen verschütten)
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größere Unfälle (z.B.: vom Dreirad oder Fahrrad
fallen)
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Schwierigkeiten beim Werfen oder Fangen von Bällen
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Beidbeiniges Hüpfen, Rückwärtsgehen oder Balancieren
gelingt nicht, vor allem mit geschlossenen Augen, Probleme
beim Treppen steigen und Hampelmann machen
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reagiert nicht, auch wenn es mehrmals mit lauter Stimme ermahnt
wird
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Frustrationsschwelle ist sehr gering
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Kontakt und / oder Kommunikationsprobleme
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kann schlecht Reihenfolgen einhalten (z.B. Hol die Tasche,
dann zieh dir die Schuhe an und stelle dich in der Reihe an)
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Auffälligkeiten im Schulalter:
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lässt sich leicht ablenken, kann sich nicht lange konzentrieren
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verliert beim Arbeiten dauernd den Faden, unterbricht Tätigkeiten,
plaudert dazwischen und hat Schwierigkeiten eine Aufgabe anzufangen
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hat Schwierigkeiten, beim Aufzeigen abzuwarten bis es aufgerufen
wird
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beim Schreiben oder Lesen wippt es dauernd mit dem Sessel
oder wackelt mit den Beinen
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oft sehr langsames Arbeitstempo
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vermeidet problematische Situationen oder überspielt
Probleme durch Verhaltensauffälligkeiten wie Kaspereien
oder Aggressivität
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fragt immer wieder, wie bestimmte Buchstaben geschrieben werden
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sagt sich immer wieder den Laut vor und überlegt wie
der Buchstabe aussieht
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schreibt Zahlen oder Buchstaben seitenverkehrt
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dreht die Reihenfolge beim Lesen um (z.B. lieb-leib)
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erfindet beim Lesen Wörter
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Kopfrechnen bereitet Schwierigkeiten
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hat besondere Mühe beim Erlernen des Zusammenlautens
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schreibt wie der Hahn am Mist, (kommt nicht mit
dem Platz aus, etc.)
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verwechselt bei Ansagen und Gedächtnisübungen B
und P, D und T, G und K
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verwechselt lange und kurze Vokale, schreibt ein stummes
h, wo eigentlich ein Doppelbuchstabe kommt oder umgekehrt
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lässt beim Abschreiben und / oder Gedächtnisübungen
Buchstaben aus
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Buchstaben oder Wörter werden fehlerhaft von der Tafel
abgeschrieben
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verdreht bei Ansagen, Gedächtnisübungen oder Aufsätzen
die Reihenfolge von Buchstaben (z.B. Belch statt Blech)
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fügt bei Ansagen Buchstaben hinzu (z.B. Belech statt
Blech)
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verwechselt b und d, ei und ie oder ähnliches beim Schreiben
und Lesen
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lässt beim Lesen Buchstaben aus
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verwechselt beim Lesen, Buchstaben die sich nur durch ihre
Lage voneinander unterscheiden (z.B. d-b, u-n)
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das Sinnverständnis beim Lesen ist beeinträchtigt
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kann Größen, Längen und Richtungen nicht erfassen
bzw. einschätzen
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kann besonders schwer die Rechenvorgänge erlernen (Multiplizieren,
Addieren, etc.)
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vertauscht die Zahlen z.B. statt 73 schreibt es 37
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übersieht beim Durchlesen die Fehler, die es gemacht
hat
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Probleme beim Erfassen und Behalten von Reihenfolgen (Tage,
Monate, etc.)
(nach Brand et al., 1986 Sindelar
1998, ergänzt und modifiziert von Elisabeth Schneider)